Juni 2005

Wedding Bells

Rita (52) + Bernhard (56)

Grundsätzlich ging es mir mal darum, mit 50 noch rauszuspüren, wie begehrt ich wirklich noch bin. Grundlegend hatte ich die Haltung Partnerschaft ja, doch getrenntes Domizil, eheerfahren war ich ja, das wäre nicht mehr nötig gewesen. So hatte ich mehrere Treffen, meinerseits immer grundehrlich, egal ob es passt oder nicht. Ich habe mehr auf die Körpersprache gehört als auf seine Worte und fast alle wollten mich wiedersehen, oder gleich ins Bett, oder haben sich mit Heiratsgedanken geäussert und schon war bei mir der Zug abgefahren. Nach reichlicher Lebenserfahrung brauchte ich diese Bestätigung nicht mehr, ich kannte meine Stärken und Schwächen, die Frage war einzig, wie geht der Partner damit um, was hat er für Wünsche, Vorstellungen, Ziele.

Also gut, nach einem Jahr habe ich wieder genug gewusst und plötzlich kam Bernhard mit einem knappen Mail, dass er sich nach seiner Geschäftsreise meldet. Kurz und gut, gesagt getan. Ein Treffen bei einer Autobahnraststätte kam für mich nicht in Frage und so habe ich ihm den Vorschlag unterbreitet, mit dem Zug zu meinem Wohnort zu fahren, wo ich ihn im Auto nach Beschilderung abgeholt habe. Es war ein warmer Frühlingstag, die Sonnenbrille im Gesicht, kam ein Mann zögernd die Bahnhoftreppe hoch, meinem Fahrzeug nähernd, kaum richtig erblickt, hat er schon seine Körperhaltung geändert, ich habe die Sonnenbrille in die Haare gesteckt und mein Gesicht gezeigt. Die Begrüssung war schön und distanziert, kurz gefasst, er hat mir schon gefallen. So kam es zu keinem kurzen Kaffeetreff, sondern ich bin mit ihm weit weg vom Bahnhof gefahren, wir haben im Wald einen herrlichen Spaziergang gemacht, ich habe ihm das merklichste über mich erzählt, in Frage gestellt, ob er sich mit meiner Vorgeschichte identifizieren kann. Gut, es war ein Spaziergang mit Zusatzschleifen, wo ich auch gefragt wurde, ob ich mich hier auskenne, meine Antwort war ein Lächeln. Aber eigentlich war er schon etwas beängstigt, als er so weit weg vom Bahnhof spazieren musste, in einer Gegend wo er sich nicht auskannte. Zu guter Letzt habe ich ihn für eine Tasse Kaffee zu mir eingeladen, was gar nicht selbstverständlich war. Das war am 27.04.03. Abends habe ich noch ein Mail geschickt, ich hatte das Gefühl, dass wir die gleiche Sprache sprechen. Nächstentags stand ein Mann vor dem Haus, er sah aus wie ein Bauer, der was sucht, wer war es, es war Fleurop, mit einem Blumenstrauss von Bernhard. Wunderschön, wie habe ich mich gefreut. Doch da war mein Geburtstag vor der Tür und ich musste was tun. Ein wunderschönes Lokal habe ich gekannt, ihn dazu eingeladen, den Rucksack mitzunehmen, falls wir einen guten Wein trinken, mit der Anweisung, noch brav neben mir zu schlafen, das war ein harter Test. Als er das erfahren hat, hat er geschmunzelt und zugestimmt. Eigentlich war ich ferienreif, habe kurz eine Woche Kreta gebucht, bin mit Bernhard per SMS in Kontakt geblieben und er hat mich am Flughafen mit roten Rosen abgeholt, wo eine wunderschöne Welt begann.

Nach kurzer Zeit entstand das Bedürfnis von uns beiden, dass wir zusammenleben. Und weil Bernhard ortsgebunden war, habe ich mich beruflich verändert, bin zu ihm gezogen, wo ich kurze Zeit später seinen Heiratsantrag bekam. Ich liess mir noch etwas Zeit und heute sind wir ein glückliches Paar, das aufeinander zugeht, genügend Freiraum lässt und sich jeden Morgen mit Freude begegnet. Es ist sicher nicht immer einfach, doch mit Toleranz werden wir alt, das ist unser Sinn und Ziel. So haben wir uns nach 1,5 Jahren standesamtlich getraut. Gerne habe ich hier in dieser Flirt story detaillierte Angaben gemacht, in der Hoffnung, dass sich noch viele Menschen so treffen können, die Basis ist Ehrlichkeit, Respekt und Toleranz von Anfang an. Wir wünschen euch Allen alles Gute und viel Glück für eure Zukunft!